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Die sächsische Staatsregierung muss tätig werden!

Die sächsische Staatsregierung muss tätig werden!

Wir nehmen Bezug auf die Berichterstattung rund um das Kornhaus auf dem Meißner Burgberg. Zuerst einmal gilt es klarzustellen:

Das Kornhaus ist nicht irgend ein Haus. Das Kornhaus ist einer der geschichtsträchtigsten Orte des modernen Sachsens - ein Haus wie kein anderes.

1100 Jahre Meißen. Dieses Jubiläum möchte die Porzellan- und Weinstadt an der Elbe 2029 feiern. Engagierte Bürger, Stadträte und Mitglieder der Stadtverwaltung haben dazu bereits mit der Ideenfindung begonnen, u.a. auch für das Kornhaus. In einem multifunktionalen Gebäude (multi used object) könnten Büros der 8 sächsischen Kulturräume, ein sächsisches Nationalmuseum, eine Jugendherberge mit Seminarräumen in Anbindung an die Albrechtsburg, eine Kleinkunstbühne, Erlebnisgastronomie, Räumlichkeiten für Wechselausstellungen, aber auch ein oder zwei hochwertige Eigentumswohnungen entstehen.

Doch ist es im eigentlichen Sinne nicht die Stadt Meißen, welche erst am Ende des 12. Jahrhunderts entstand und deren Stadtrechte für das Jahr 1332 urkundlich bezeugt sind, sondern der Bergsporn hoch über ihr, auf dem im Jahre 929 eine weitreichende Entscheidung getroffen wurde. Hier ließ König Heinrich I. eine Befestigung errichten, die das Grenzland gegenüber den Slawen sichern sollte. Im Laufe der Jahrhunderte entstand eine mächtige Burg und zu einer solchen gehörte immer auch ein Speicher: unser Kornhaus.

Im Jahr 1423 wurde Friedrich IV., der Streitbare, zum Kurfürsten von Sachsen ernannt, dessen Enkel, Ernst und Albrecht, dann von 1464 an gemeinsam über Sachsen und Thüringen herrschten. Diese beauftragten 1471 den Baumeister Arnold von Westfalen, an der Stelle der alten Markgrafenburg das erste deutsche Schloss zu errichten. Doch nicht nur das heutige Wahrzeichen der Stadt Meißen entstand nach den Plänen des Meisters, auch das Kornhaus auf dem ehemaligen Burggelände wurde, unter Einbeziehung der mächtigen, ehemaligen Burgmauer, von ihm neu errichtet. Die Holzbalken des Dachstuhls sind nachweislich auf das Jahr 1492 datiert und damit ebenso alt wie das Schloss. Als sich nach der Herrschaftsteilung die Brüder von Meißen ab- und ihren neuen Residenzen in Torgau bzw. Dresden zuwandten, verfielen Schloss und Kornhaus zusehends.

Im Jahre 1710 schließlich wurde im Kornhaus unter August dem Starken die erste Produktionsstätte für das erste europäische Hartporzellan errichtet, heute weltbekannt als unser „Meißner Porzellan“, welches ganz aktuell zum Sprung auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes ansetzt.

Der spätere König Johann ließ das Kornhaus zum repräsentativen Wohngebäude ausbauen. Davon zeugen heute noch die vollständig erhaltenen Zwischenböden oder Reste der Innenausstattung. Seine Nachfolger Albert, Georg und Friedrich August III. nächtigten bei ihren Meißen-Besuchen nicht etwa im Schloss, sondern im Kornhaus. Das Kornhaus ist damit einer der ältesten Zeitzeugen sächsischer Kurfürsten, Könige und sächsischer Geschichte. Sowohl in seiner äußeren Erscheinung, als auch, trotz zahlreicher Einbauten aus der DDR-Zeit in seinem Inneren, hat das Kornhaus wie in einer Zeitkapsel die repräsentative Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts bewahrt. Der Zahnrad & Zylinder e.V. setzt sich seit 2017 dafür ein, dass das Kornhaus eine seiner Bedeutung für die Meißner und sächsischen Geschichte entsprechende Beachtung erfährt.

Unser Meißner Kornhaus ist bedroht. Entweder vom weiteren Zerfall, oder von Nutzungskonzepten, welche die historische Bausubstanz unwiderruflich in Mitleidenschaft ziehen oder ganz zerstören.

Jedes Nutzungskonzept für das Haus muss sich an den Gegebenheiten dieses historischen Gebäudes in der Wiege Sachsen ausrichten und kann nicht rein wirtschaftlichen Zwecken untergeordnet werden. Wir möchten uns auch nicht ausmalen, wenn bspw. Sachsen auf der Burg, 2030 seinen 30. Jahrestag der Wiedergründung begeht und eine Partei mit ungeklärtem Verhältnis zum Rechtsradikalismus erwirbt dieses Gebäude und betreibt von hier aus Politik.

Die Wiege des heutigen Sachsens wäre als Veranstaltungsort der Sächsischen Staatsregierung dauerhaft in Frage gestellt.

Ebenso wie für andere Veranstaltungen, wie Burgfestspiele, Albrechtsburgfest und auch Zahnrad & Zylinder e.V. - Wir sind der Auffassung, dass der Freistaat Sachsen die Voraussetzungen dafür schaffen muss, dass das Kornhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird als ein Ort, in dem sich Sachsen mit seiner Geschichte aber auch in seiner Gegenwart als gastfreundliches und weltoffenes Bundesland präsentiert.

Wir fordern die Sächsische Staatsregierung auf, ihre Verantwortung für das kulturelle Erbe Sachsens wahrzunehmen. Schloss und Kornhaus gehören in eine Hand, unabhängig von den Irrungen und Wirrungen der Nutzung als Wohnhaus in vergangenen Tagen.

Das Kornhaus ist nicht irgendein Haus, es ist ein Haus wie kein anderes. Als Teil der Meißner Burg muss es die Visitenkarte eines freien, zukunftsfrohen und weltoffenen Sachsens sein.

Bianca Wunderwald, Vorsitzende CDU-Kreisverband Meißen
Sven Gläser, Vorsitzender CDU-Stadtverband Meißen
Jeanette Mahlow, Vorsitzende Zahnrad & Zylinder e.V.

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